Köln Postkolonial

Die Themen:

Institutionen

Afrika-Verein deutscher Katholiken

Johannes von Abendroth

Mit der Kolonisierung der afrikanischen Staaten durch die europäischen Großmächte breitete sich auch die christliche Missionstätigkeit in Afrika aus. Immer mehr Missionare wurden in die Kolonien ausgesandt, um Missionsstationen zu gründen, damit „das finstere Heidenthum mit seinen Greueln aus ihrer Mitte verbannt werde“.1

Dieser Missions-Boom, der dafür sorgen sollte, dass „christliche Gesinnung, christlicher Glaube, christlicher Wandel bei ihnen einkehre“ 2, bedurfte einer bergeordneten, allgemeinen Verwaltung.

In Köln wurde zu diesem Zweck im Jahre 1888 der „Afrika-Verein deutscher Katholiken“ für die katholische Mission gegründet. Den Vorsitz des Vereins hatte über Jahre hinweg der Kölner Domkapitular Franz Karl Hespers.

Satzung
Satzung

Satzung des „Afrika-Vereins deutscher Katholiken“

Angeregt wurden die Gründer des Vereins, der unter dem Schutz des Erzbischofs von Köln stand, durch die von Kardinal Lavigerie in Frankreich ins Leben gerufene „Antisklavereibewegung". Der Erzbischof von Carthago und Primas von Afrika hatte die Bewegung vorgeblich initiiert, um gegen die in Afrika stark verbreitete Sklaverei vorzugehen. Dem folgend erklärte auch der „Afrika-Verein deutscher Katholiken“ die „Erhaltung und Hebung der Bevölkerung Africa's durch Unterdrückung des Sklavenhandels und der Sklaverei“ 3 zu einem wichtigen Grundsatz. Die vom Verein unterstützten Missionare sollten vor Ort mit ihrer Tätigkeit der „den Menschen entwürdigende[n] Sklaverei“ 4 entgegenwirken, wie es in einem Brief des Erzbischofs von Köln, Kardinal Philipp Krementz, heißt.

Das eigentliche Ziel des „Afrika-Vereins deutscher Katholiken“ war jedoch, „die Civilisation der Neger durch Bekehrung zum Christenthum“.5 Diese eindeutige Aufforderung zur christlichen Missionierung war fest verankert in der Satzung.

Titelblatt der Zeitschrift „Gott will es!“
Zeitschrift „Gott will es!“, Ausgabe Juni 1910

Um diese wichtigen Aufgaben zu erfüllen, war es sowohl notwendig, die Interessen des Vereins in Deutschland publik zu machen, als auch finanzielle Mittel zu beschaffen. Die gesammelten Spenden wurden auf die verschiedenen Missionare und Projekte in den einzelnen Kolonien verteilt. Zunächst beschränkte man sich auf Deutsch-Ostafrika, später weitete man das Engagement auf die anderen Kolonien aus.

Das Sammeln und Verteilen von Finanzen war überhaupt eine wichtige Funktion des Vereins. Im Paragraf 2 der Satzung heißt es: „Durch Sammlung von Beiträgen Mittel beschaffen zur Unterstützung von Expeditionen, zur Bildung fester und gesicherter Wohnsitze für die bedrohten Neger, zur Gründung von Missionen, von Waisen-, Kranken- und Erziehungs-Häusern“.6 Darüber hinaus sollten die Gelder allgemein zur „Christianisirung der Neger und Verbesserung ihrer moralischen und wirthschaftlichen Verhältnisse“ 7 eingesetzt werden.

Um die Finanzen des Vereins zu verwalten, wurde bei jeder Wahl ein Schatzmeister in den Verwaltungsausschuss gewählt. Diesen Posten hatte über Jahre hinweg der Kölner Bankdirektor Johann Elkan inne. Oft fehlten jedoch die nötigen Gelder. In einem Bericht des Zentralvorstandes heißt es, „daß leider die Einnahmen des Vereins wiederum zurückgegangen seien, während die Missionsanstalten in der erfreulichsten Weise sich immer mehr ausdehnten und vermehrten und dadurch die Anforderungen an die Mittel des Vereins immer größer würden“.8 Aus diesem Grund war eine Steigerung des Spendeneingangs dringend erforderlich. Um dies zu erreichen, waren aktuelle Berichte über die Situation in Afrika sehr von Nutzen. Jeden Monat wurden deshalb „Tatsachenberichte“ von Missionaren in der illustrierten Zeitschrift „Gott will es!“, dem Organ des Afrika-Vereins deutscher Katholiken, veröffentlicht.

Der folgende Auszug aus einem Bericht der Missionsstation von St. Peter und Paul zu Lukuledi, im Süden der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika, veröffentlicht am 20. Juli 1896, vermittelt einen Eindruck von Stil und Inhalt dieser Berichte:

„An der Nordgrenze unserer Präfectur fand ich überall das Haupthinderniß der ostafrikanischen Missionen - nämlich eine äußerst spärliche Bevölkerung. Vielfach war erst am Abend, nach sechs- bis achtstündigem Marsche durch unbebautes und unbewohntes Pori ein kleines Dörfchen zu finden mit ein paar Dutzend Negern, meistens halbverhungerte, gespensterhafte Gestalten, aus deren hohläugigem Gesichte mich eine Noth anstarrte, wie man sich in Europa kaum eine vorstellen kann.“ 9

Solche Berichte, die Afrikaner als „gespensterhafte Gestalt“ darstellten, prägten das Bild der Deutschen von den angeblich hilfsbedürftigen afrikanischen Menschen. Etwa gleichzeitig forderte der bereits erwähnte Kardinal Krementz in einem Aufruf an die Gläubigen, dass man „auch die armen Schwarzen Africa’s als Gottes Ebenbilder, als Erlöste Jesu Christi, als unsere Brüder ansehen“ 10 solle. In einem Artikel in der Zeitschrift „Gott will es!“, erschienen im Juni 1910, stellt der Verfasser fest: „Die Neger Afrikas besitzen wenigstens heute noch nicht die kulturelle Regsamkeit und das Gefühl der Zusammengehörigkeit.“ Weiter heißt es: „Sie sind noch zu kindisch und zu unreif für den Ruf: Afrika den Afrikanern! Sie sind noch nicht weitblickend genug, um sich ihrer ganzen vereinten Kraft bewußt zu werden.“ 11

Briefe, wie der soeben zitierte, geben einen Einblick in den Zeitgeist, der während der Kolonialzeit, in der der Afrika-Verein seine Hoch-Zeit hatte, in Deutschland herrschte.

Am 18. Mai 1920 wurde der „Afrika-Verein deutscher Katholiken“ aufgelöst. Bei der letzten Sitzung des Zentralvorstandes unter der Leitung des Erzbischofs Dr. Karl Josef Schulte kam man darin überein, dass die Ziele des Vereins unter den veränderten politischen Verhältnissen – Deutschland hatte seine Kolonien mit dem Ende des Ersten Weltkriegs verloren – nicht mehr zu ereichen waren. Das vorhandene Vermögen der Zentrale in Köln und der Zweigvereine in Deutschland wurde für wohltätige Zwecke verwendet.

Fast 40 Jahre nach der Auflösung gab es Überlegungen zu einer Neugründung des Afrika-Vereins. Dieser sollte nicht auf nationaler Ebene auftreten, sondern europaweit als „Afrikaverein europäischer Katholiken“ tätig sein. Solche Bestrebungen wurden aber nie in die Tat umgesetzt.

Quellennachweis:

1 AEK, CR22.27, S.10.
2 Ebd.
3 AEK, CR22.27, S.9.
4 Ebd.
5 Ebd.
6 Ebd.
7 Ebd.
8 AEK, CR22.27, S.27.
9 Ebd., S.28.
10 Ebd., S.10.
11 Ebd., S.98.

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Letzte Aktualisierung am: 27.03.2008