Köln Postkolonial

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Tangastraße

Martina Zink

Straßenschild

Ich habe Menschen auf der Straße gefragt: „In Köln-Nippes gibt es eine Straße mit dem Namen Tangastraße. Wie ist die Straße Ihrer Meinung nach zu dem Namen gekommen?“ Was die Menschen geantwortet haben? Hören Sie selbst …

Die Antworten (mp3, 2.938 KB, 3:08 min)

Die Hafenstadt Tanga liegt am Indischen Ozean in der Vereinigten Republik Tansania (amtlich: Jamhuri ya Muungano wa Tanzania). Zwischen 1885 und 1918 gehörte die Stadt zur größten und bevölkerungsreichsten deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika.

Mit Beginn des 1. Weltkrieges begann auch gleichzeitig der Kampf um die Kolonie Deutsch-Ostafrika, obwohl dies einen Bruch der „Kongo-Akte“ darstellte, in der Neutralität für die afrikanischen Kolonien für den Fall eines europäischen Krieges vereinbart worden war. Am 2. November 1914 griffen die Briten unter Führung von General Arthur Aitken die Deutschen in der Nähe des Hafens von Tanga an.1 Der Befehlshaber der deutschen Schutztruppen“ war General Paul von Lettow-Vorbeck.

Tanga-Gedenktafel
Gedenktafel für in Tanga gefallene Deutsche und afrikanische Söldner

Obwohl Lettow-Vorbecks Soldaten mit etwa 1.100 Mann einer britischindischen Übermacht von ungefähr 8.000 Mann gegenüberstanden, gelang es ihnen nach drei Tagen schließlich, die Schlacht für sich zu entscheiden.2 Die Schlacht bei Tanga stellte für die Briten eine schwere Niederlage, für die Deutschen einen frühen Triumph dar, der für die Wahl des Straßennamens ausschlaggebend war.

Lettow-Vorbeck war als „ruhmreicher Held“ aus der Schlacht von Tanga hervorgegangen, und diese Schlacht sollte zukünftig als Beispiel für „große koloniale Taten“ und für die „Unbesiegbarkeit“ der Deutschen dienen. Dabei schien man jedoch vergessen zu haben, dass dieser Krieg in den Kolonien unzählige Opfer gefordert hatte. Es gilt hier wie für andere Kämpfe auch, „dass den Opfern auf afrikanischer Seite kaum Bedeutung beigemessen wurde.“3

Afrikanische Söldner kämpften unter dem Kommando General von Lettow-Vorbecks gegen Afrikaner und gingen dabei nicht selten mit großer Brutalität vor.4 Die einheimische Bevölkerung wurde in einen Krieg, der nicht der ihre war, hineingezogen. Die Kämpfe in Ostafrika waren sehr verlustreich. Am Ende waren bis zu einer halben Million Menschen direkt oder indirekt Lettow-Vorbecks Kriegsführung in Deutsch-Ostafrika zum Opfer gefallen, weite Teile des Landes verwüstet.

© Alle Bilder außer Straßenschild: Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main

 

Literatur

1. Vgl. Harvey 2003, Lettow-Vorbeck 1920.
2. Vgl. Herzog, Jürgen, S. 68.
3. Michels, Stefanie 2006.
4. Vgl. Herzog, S. 69.

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Letzte Aktualisierung am: 27.03.2008