Köln Postkolonial

Die Themen:

Personen

Lexikon kolonialer Akteure in Köln

Pater Amandus Acker

Pater Acker (1848-1923), geborener Franzose, war von 1875 bis 1894 Leiter der Mission auf Sansibar. 1894 führte ihn sein Weg nach Deutschland, wo er 1895 Knechsteden (bei Köln) erwarb und dort das katholische Missionshaus der „Väter vom Hl. Geist“ errichtete, dessen Leiter er wurde. Pater Acker war einer der aktivsten unter den rheinischen Missionaren, der mit außerordentlichem Eifer für die Mission und den Kolonialgedanken warb. Er selbst hielt viele Vorträge, meist in den Lokal-Abteilungen der Deutschen Kolonialgesellschaft, wo er über seine lange Erfahrung als Missionar in Ostafrika berichtete. Außerdem publizierte er mehrmals in der Deutschen Kolonialzeitung und im Jahrbuch über die deutschen Kolonien.

1909 befürwortete er einen Antrag der DKG-Abteilung Berlin, der gegen den „N.eid“ gerichtet war, denn Acker war der Meinung, der Einheimische sei „seiner geistigen Anlage und seinem Bildungsstande nach nicht befähigt, die Bedeutung des Eides zu erfassen.“

Otto Andreae

Der Kölner Textilfabrikant und Handelkammerpräsident, Geheimer Kommerzienrat Otto Andreae, war Jahre hinweg in verschiedenen Funktionen in der Kölner Lokalabteilung der DKG aktiv (zunächst als 3. stellvertretender Vorsitzender, dann als erster stellvertretender Vorsitzender, schließlich von 1908 bis 1909 als Vorsitzender).

Andreae war Mitunterzeichner des Aufrufs von Friedrich Fabri, in Westdeutschland einen Zweigverein (den späteren „Westdeutsche Verein für Kolonisation und Export“) des „Centralvereins für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen im Auslande“ zu gründen. Andreae wurde 1881 in den Ausschuss desselben gewählt. Er beteiligte sich außerdem finanziell an dem Denkmal für Hermann von Wissmann in Lauterberg/Harz und an der „Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft“. Darüber hinaus war er im Vorstand des Deutschen Flottenvereins des Regierungsbezirks Köln. Er gehörte darüber hinaus bis zu seinem Tod dem Aufsichtsrat der Westafrikanischen Pflanzungs-Gesellschaft „Viktoria“ an.

In Köln wird Otto Andreae oft mit dem Museum für Angewandte Kunst in Verbindung gebracht, da er 1900 das Gebäude des 1888 gegründeten Museums finanzierte, das 1943 allerdings durch Kriegseinwirkungen zerstört wurde.

Franz Clouth

Der Kölner Industrielle und Luftschiffpionier Franz Clouth (1838-1910) absolvierte nach seiner Schulzeit eine kaufmännische Lehre in Köln. Im Rahmen seiner Ausbildung hielt er sich einige Zeit in Belgien und England auf. Bei einem Aufenthalt an der britischen Küste fand er eines Tages Strandgut, darunter eine Kiste Rohkautschuk. Er verkaufte das damals kostbare Material, begann sich intensiver damit zu beschäftigen und wurde 860 in Köln Vertreter einer englischen Firma für technische Gummiwaren. 1868 gründete er seine eigene Firma, die Franz Clouth Rheinische Gummiwarenfabrik in Köln-Nippes. Zu den ersten Gummiprodukten der Firma gehörten Sauger und Hosenträger, doch nach wenigen Jahren belieferte er die aufstrebende Industrie bereits mit Gummierzeugnissen wie Walzenbezüge, Förderbänder oder Treibriemen. Mit fortschreitender Industrialisierung stieg der Bedarf an Kautschuk enorm an, und der Rohstoff schließlich vor allem aus den deutschen Kolonien Kamerun und Togo, aber auch aus Ostafrika bezogen.

Franz Clouth bereiste verschiedene asiatische Länder, um sich über verbesserte Anpflanzungsmöglichkeiten von Gummibäumen zu informieren. 1899 unterstützte er die Kautschuk-Expedition des Kolonialwirtschaftlichen Komitees, dessen Mitglied er war, nach Westafrika sowohl beratend als auch finanziell. Er engagierte sich darüber hinaus in der Kölner Kolonialbewegung: Er war Mitglied der Kölner DKG-Abteilung und präsentierte sein Unternehmen und seine Produkte auf der 1934 auf der Kolonialausstellung in der Kölner Messe.

Christian Eckert

Christian Laurenz Maria Eckert (*16.03.1874 in Mainz †27.06.1952 in Köln) studierte Rechts- und Staatswissenschaften, Wirtschafts- und Kunstgeschichte sowie Philosophie an den Universitäten München, Gießen und Berlin. Bereits im Alter von 23 Jahren promovierte er zum Dr. jur. und ein Jahr später zum Dr. phil. 1901 habilitierte er sich in Berlin für Wirtschaftliche Staatswissenschaften, bevor ihn sein Weg anschließend an die neu eröffnete Handelshochschule nach Köln führte. Dort wurde er zunächst als Privatdozent für Nationalökonomie eingestellt, bevor er 1904 zum Studiendirektor und 1910 zum Leiter der Institution ernannt wurde.

Schon früh zeigt sich Eckerts koloniales Engagement in der Wissenschaft. Neben prokolonialen Veröffentlichungen (z.B. 1912 „Die wirtschaftliche Entwickelung der deutschen Kolonien in Afrika“) wird dies vor allem in seinen kolonialen Vorlesungen deutlich. Er las an der Handelshochschule u.a. regelmäßig „Ausgewählte Probleme der modernen Kolonialpolitik“ und hielt weitere Vorlesungen, die sich mit wirtschaftlichen Fragen der deutschen Kolonien beschäftigten. Auch als er im Nebenamt eine Professur an der Universität Bonn annahm griff er dort koloniale Themen in seinen Veranstaltungen auf. Darüber hinaus bot er regelmäßig bei der 1906 gegründeten „Cölner Vereinigung für rechts- und staatswissenschaftliche Fortbildung“ koloniale Vorlesungen für die Teilnehmer an. Als Höhepunkt seines kolonialen Engagements kann die Expedition der Handelshochschule nach Ostafrika im Jahr 1908 gewertet werden. Neben der Verbindung von Theorie und Praxis verband Eckert mit der Fahrt aber auch das Bestreben, sich Anerkennung zu verschaffen und als erste akademische Institution Deutschlands eine solche „Kolonialfahrt“ unternommen zu haben. Eckert berichtete anschließend ausführlich in der lokalen Presse und in verschiedenen universitären Quellen über die Reise. Er wurde in Kolonialkreisen noch lange für diese Expedition gelobt.

Als 1919 die Universität zu Köln wiedereröffnet wurde, wurde Eckert von 1919 bis 1920 zu ihrem ersten Rektor gewählt. Seit 1920 war er geschäftsführender Vorsitzender des Kuratoriums der Universität zu Köln, bis er 1933 wegen seiner politischen Aktivitäten in der Zentrumspartei von den Nationalsozialisten aus seinen Ämtern entlassen wurde. Eckert zog nach Worms, wo er von 1946 bis 1949 Oberbürgermeister war. Die Universität zu Köln gab ihm 1945 formell das Ordinariat zurück und emeritierte ihn gleichzeitig.

Willy Karl Max Emil Foy

(*27.11.1873 in Leipzig, †1.7.1925) schloss sein philologisches Studium 1895 mit der Promotion ab. Im Anschluss bekam er in der ethnologischen Abt. des Kgl. Zoolog.-Anthropol.-Ethnographischen Museum in Dresden eine Anstellung. Sein Weg führte ihn 1901 nach Köln, wo er am neu gegründeten Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde dessen erster Direktor wurde. Ab dem Wintersemester 1902/03 ist sein Name auch in den Vorlesungsverzeichnissen der Kölner Handelshochschule zu finden, wo er beispielsweise einführende Veranstaltungen in die Völkerkunde gab. Ab 1920 ist er an der 1919 neu gegründeten Universität zu Köln als Honorarprofessor an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät tätig. Foy können durchaus koloniale Interessen nachgesagt werden. Zitate aus seiner Korrespondenz belegen, dass er die Ansicht vertrat, die Völkerkunde könne im Rahmen einer praktischen Kolonialwissenschaft als Fach eine steigende gesellschaftliche Relevanz erzielen. Dieses Interesse zeigt sich beispielsweise daran, dass das RJM als Mitveranstalter des Deutschen Kolonialkongresses 1910 in Berlin fungierte oder daran, dass im Dezember 1910 eine von der Lokalabteilung Köln der Deutschen Kolonialgesellschaft veranstaltete Ausstellung mit Afrika-Bildern des Tropen- und Kolonialmalers Ernst Vollbehr in den Räumen des Museums gezeigt wurde. Sein koloniales Interesse zeigt sich auch in einer Publikationsidee, die im Rahmen der von ihm herausgegebenen „Ethnologischen Bibliothek“ (später „Kulturgeschichtliche Bibliothek“) verwirklicht werden sollte. Ein Band sollte seinen Plänen zufolge dem Thema „Völkerkunde und Kolonialwissenschaft“ gewidmet sein, zur Umsetzung kam es aber nicht. Insgesamt lässt sich sagen, dass er auf eine größere Bedeutung der Völkerkunde im Rahmen der Kolonialbewegung hoffte und daher Verbindungen mit derselben einging.

Heinrich Geffcken

Otto Wilhelm Heinrich Geffcken (*27.06.1865 in Berlin †05.02.1916 in Köln) lehrte ab 1903 als Professor für Rechtswissenschaften an die Kölner Handelshochschule. Er beschäftigte sich intensiv mit der Rechtslage der Kolonialpolitik und las regelmäßig „Deutsches Kolonialrecht“, „Gesandtschafts- und Konsularrecht“ sowie „Völkerrecht“. Auch hielt er regelmäßig öffentliche Vorträge, wie z.B. am 21. Februar 1907 über „Englisches Kolonialrecht“ in der Lokalabteilung Köln der Deutschen Kolonialgesellschaft. 1908 nahm Geffcken an der Expedition der Kölner Handelshochschule nach Ostafrika teil und berichtete anschließend in verschiedenen Tageszeitungen (z.B. im Hamburger Korrespondent oder im Kölner Tageblatt) über seine Eindrücke.

Franz Carl, Theodor, Arnold, Max und Emil (von) Guilleaume


Werbeplakat Felten & Guilleaume

Das berühmte Kölner Unternehmen der Drahtseil- und Kabelfertigung sowie der Elektrotechnik Felten & Guilleaume hat seinen Ursprung im Handwerksbetrieb (Seilerei) der Familie Felten. Anfang des 19. Jahrhunderts heiratete eine Felten-Tochter den Sohn (Carl Franz) des Solinger Gerichtsschreibers Guilleaume, der bald im Geschäft seines Schwiegervaters tätig wurde. 1826 wurde die Seilerei Felten & Guilleaume gegründet, 1838 die Drahtseilproduktion aufgenommen. Das Unternehmen entwickelte die Telegraphenadern weiter und war maßgeblich an der „Verkabelung der Welt“ beteiligt. Telegraphendraht, Stacheldraht und Spezialseile waren auch für die Verwaltungen in den Kolonien zu deren Erschließung von entscheidender Bedeutung. So engagierte sich auch die Familie Guilleaume am „kolonialen Projekt“.

Franz Carl Guilleaume (1834-1888) war beispielsweise Mitunterzeichner des 1879 auf Initiative von Fabri gegründeten „Westdeutschen Vereins für Kolonisation und Export“, er beteiligte sich finanziell an der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft und war Mitglied der Kölner DKG-Abteilung. Sein Sohn, der Kommerzienrat Theodor von Guilleaume (Vorsitzender des Aufsichtsrates von Felten & Guilleaume) war Mitglied der DKG-Köln und beteiligte sich u.a. finanziell an der Spendenaktion der Kölner DKG-Abteilung zu Ehren Wissmanns nach dessen Tod für ein Denkmal in Lauterberg/Harz. Auch der Kommerzienrat Arnold von Guilleaume und Max von Guilleaume werden als Mitglieder der Kölner DKG-Abteilung aufgeführt, sowie Arnold Guilleaume in der Rheinischen Handei-Plantagengesellschaft. Kommerzienrat Emil Guilleaume (Vetter von Franz Carl) (Mülheim/Rhein, heute Köln-Mülheim) war von 1900 bis 1912 Vorsitzender der Mülheimer Abteilung.

Die Firma Felten & Guilleaume wird außerdem 1908 als prüfende Instanz bei der technischen Untersuchung von Faserproben für die Baumwollkommission des Kolonialwirtschaftlichen Komitees genannt, für das sie sich bereits 1898 an einer Kautschuk-Expedition finanziell beteiligt hatten. Da für die Kabelherstellung die Gummiproduktion sehr wichtig war, hatte das Unternehmen ein kolonialwirtschaftliches Interesse an der Rohstoffausbeutung (z.B. Kautschuk) der Kolonien.

Auf der 1934 in der Kölner Messe stattgefundenen Kolonialausstellung beteiligte sich das Unternehmen mit einer Präsentation ihrer Produkte.

Oberstaatsanwalt Oskar Hamm (1839-1920)

Oskar Hamm studierte zunächst in Bonn Katholische Theologie, bevor er in Heidelberg und Berlin Rechtswissenschaften studierte. Von 1896 bis 1899 war er als Oberreichsanwalt beim Reichsgericht in Leipzig beschäftigt, 1899 wurde er Präsident des Oberlandesgerichts in Köln. Darüber hinaus war er von 1905 bis 1918 Mitglied des „Preußischen Herrenhauses“ (Erste Kammer des Preußischen Landtages). Hamm war ein unermüdlicher Verfechter der „nationalen Sache“, was er bei zahlreichen Gelegenheiten unter Beweis stellte: 1888 hielt er beispielsweise im Gürzenich die Gedenkrede auf den verstorbenen Kaiser Friedrich III. oder er bemühte sich bei den „Kolonialwahlen“ 1907 für die Nationalliberalen, deren Ehrenvorsitzender er für die Rheinprovinz war, um ein Reichstagsmandat. Sein kontinuierliches koloniales Engagement zeigt sich in seinen Mitgliedschaften in verschiedenen Lokalabteilungen der Deutschen Kolonialgesellschaft: Hamm leitete in seiner dreijährigen Zeit in Leipzig die dortige Abteilung und konnte sie zu einer der größten ausbauen (1899 fasste sie rund 900 Mitglieder); er war Gründungsmitglied der Kölner Abteilung, die am 19.10.1888 im oberen Saal des Römers ins Leben gerufen wurde. Die Abteilung wählte ihn 1890 erstmals in den Vorstand. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Umzug nach Bonn im Jahre 1905 inne, woraufhin ihn die Kölner zum „Ehrenvorsitzenden“ ernannten. Von 1906 bis 1912 leitete er die Abteilung Bonn-Godesberg und wurde 1917 schließlich von der Gesamtgesellschaft für seine langjährige Tätigkeit zum „Ehrenvorsitzenden“ ernannt.

Hamm engagierte sich in seiner Kölner Zeit mit Hermann von Wissmann und Franz Karl Hespers in der Antisklaverei-Bewegung und war Initiator der Marine-Ausstellung, die gemeinsam von der Kölner Abteilung der DKG und der Geschäftsstelle des Deutschen Flottenvereins für den Regierungsbezirk Köln in der ersten Novemberwoche 1899 veranstaltet wurde und ca. 13.000 Besucher anlockte.

Für Hamm war die Kolonialbewegung „notwendige Folge der Begründung der deutschen Einheit […] und der seither angesammelten Kraft“ (Kölnische Zeitung, 07.01.1896, Nr. 17) und „Ausdruck des deutschen Machtbewusstseins“ (Kölnische Zeitung, 01.11.1899, Nr. 859).

Kurt Hassert

Emil Ernst Kurt Hassert (*15.03.1868 in Naumburg †05.11.1947 in Leipzig) war von 1903 bis 1914 als Professor für Geographie an der Kölner Handelshochschule tätig. Neben der Anthropo- und Verkehrsgeographie zählte die Kolonialgeographie zu seinen Forschungsschwerpunkten, was sich u.a. in seinen zahlreichen prokolonialen Publikationen (z.B. 1899 „Deutschlands Kolonien“) und in seinen Vorlesungen zu den deutschen Kolonien (z.B. „Landeskunde und Wirtschaftsgeographie von Afrika“) zeigt. 1905 nahm er Hassert am italienischen Kolonialkongress in Asmara teil und führte Forschungen in Eritrea durch. 1907/08 reiste er gemeinsam mit Franz Thorbecke, Hasserts späterem Nachfolger in Köln, im Auftrag des Reichskolonialamts nach Kamerun.

1915 wechselte Hassert an die Technische Hochschule in Dresden, wo er bis zu seiner Emeritierung 1936 den Lehrstuhl für Geographie innehatte.

Domkapitular Franz Karl Hespers

Domkapitular Hespers (1847-1915) studierte in Bonn Theologie, Geschichte und Geographie, wurde 1870 zum Priester ernannt, arbeitete zunächst als Religions- und Oberlehrer, bis er 1896 Mitglied des Kölner Metropolitankapitels und Mitarbeiter des erzbischöflichen Generalvikariats wurde. Angeregt durch die „Antisklaverei-Bewegung“, gründete Hespers 1888 den Afrikaverein deutscher Katholiken in Köln, der unter dem Schutz des Erzbischofs von Köln, Kardinal Philipp Krementz, stand. Hespers hatte bis zur Auflösung des Vereins 1920 den Vorsitz inne und war Herausgeber des Vereinsorgans „Gott will es!“, welches monatlich erschien und über die aktuelle Situation der Missionare in Afrika berichtete. Auch wenn der Verein vor allem mit Antisklaverei-Propaganda katholische Kreise vom kolonialen Projekt zu überzeugen versuchte, war das eigentliche Ziel doch die Bekehrung der afrikanischen Bevölkerung zum Christentum und Zivilisierung derselben durch die christliche Missionierung. Hespers versprach sich dadurch aber auch eine Förderung der „wirtschaftlichen Bestrebungen unserer Kolonien“. Dieses nicht nur auf christlichen Werten basierenden koloniale Interesse Hespers zeigt sich auch daran, dass er von Beginn an die (rheinische) Kolonialpolitik mitbestimmte. Er war Mitbegründer der Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft, in deren Vorstand er bis zu seinem Tod 1915 aktiv tätig war. Außerdem war er ab 1895 als Vertreter des Rheinlandes im Vorstand der Deutschen Kolonialgesellschaft und ab 1891 als Vertreter der katholischen Missionen im Kolonialrat tätig. Hespers engagierte sich darüber hinaus beim Franziskus-Missionsverein in Köln, war Mitglied des Ausschusses für ein Denkmal zu Ehren Wissmanns in Lauterberg/Harz und im „Hauptverband Deutscher Flottenvereine im Ausland“, unterstützte aber auch die geplante „Zähmung des afrikanischen Elefanten“, oder den Bau des Missionshauses in Knechtsteden, da er der Meinung war, die Missionare seien besonders geeignet, bei der Wählerschaft des Zentrums kolonialfreundliche Gedanken zu verbreiten.

Martin Heydrich

Martin Heydrich (1889-1969) übernahm 1940 den neu eingerichteten Lehrstuhl für Völkerkunde an der Universität Köln und das Direktorat des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln. Heydrich war seit Mai 1933 Mitglied der NSDAP und ist als Protagonist der kolonialrevisionistischen Bewegung im Nationalsozialismus anzusehen. Als stellvertretender Vorsitzender der Ende der 1930er Jahre an der Universität zu Köln eingerichteten „Zentralstelle für Kolonialfragen“, engagierte er sich besonders im Rahmen der kolonialen Anstrengungen der Universität. Seine Seminare, Arbeitsgruppen und Forschungsinteressen waren geprägt von kolonialethnologischen und „rassekundlichen“ Fragestellungen.

Wilhelm Joest

Der Naturwissenschaftler und Weltreisende Wilhelm Joest (1852 in Köln geboren, 1897 in der Südsee gestorben) studierte Naturwissenschaften und Sprachen in Bonn, Heidelberg und Berlin, bevor er – finanziell durch die Eltern unterstützt – seine Reisen antrat. 1874 reise er zunächst in den sogenannten Orient und durchquerte von 1876 bis 1878 Amerika (von Kanada bis Argentinien). Unmittelbar anschließend brach Joest zu einer ausgedehnten Asienreise auf (durchreiste Indien bis zum Himalaja, ging dann nach Birma und Siam, Borneo, Ceram und Celebes, durchreiste Kambodscha und die Philippinen und hielt sich in Japan auf). 1881 kehrte er zunächst nach Deutschland zurück, bevor er 1883 ins südliche und östliche Afrika reiste, von wo aus er als Korrespondent für die Kölnische Zeitung berichtete. Er veröffentlichte Bücher über seine Erlebnisse in Übersee und 1890 wurde ihm aufgrund seiner wissenschaftlichen Verdienste der Professorentitel zuerkannt. Nach seiner Rückkehr aus Afrika lebte er in Berlin. Hier stand er in enger Verbindung mit dem dortigen Völkerkundemuseum und war Mitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, auf deren Sitzungen er häufig über seine Forschungen und Reisen referierte. 1896 brach er zu seiner letzten Reise auf, die ihn in die Südsee führte; auf See verstarb er schließlich im Alter von 45 Jahren an Schwarzwasserfieber.

Von seinen Reisen brachte Joest Tausende sogenannte Ethnographica mit, deren Erwerbskontext heute kritisch betrachtet werden muss. Er vermachte seine Sammlung von 3.400 Objekten seiner Schwester Adele Rautenstrauch, die diese wiederum 1899 der Stadt Köln schenkte. Diese Schenkung bildete den Grundstock des 1901 gegründeten Rautenstrauch-Joest-Museums für Völkerkunde. Nach dem Tod ihres Gatten, des Kommerzienrates Eugen Rautenstrauch, stiftete Adele Rautenstrauch das Kapital für den Bau des Völkerkundemuseums am Ubierring, das 1906 eröffnet wurde.

Als Völkerkundemuseum und Einrichtung mit wissenschaftlichem Anspruch spielte das Haus eine wichtige Rolle bei der Präsentation „fremder“ Kulturen und prägte dadurch das Bild der Besucher*innen von „den Anderen“: Das im rassistischen Diskurs der Zeit verhaftete Ausstellungskonzept repräsentierte auf den einzelnen Etagen des Museums die vermeintlichen Entwicklungsstufen der ausgestellten Kulturen, wobei der Grad der „Entwicklung“ mit der Etagenzahl anstieg. Die Besucher*innen konnten sich so der von kolonialen Sichtweisen geprägten Konstruktion vermeintlicher kultureller Unterschiede nicht entziehen.

(Carl) Eugen Langen

(Carl) Eugen Langen (*9. Oktober 1833 in Köln geboren, †2. Oktober 1895 in Köln) wurde nach seinem Maschinenbau- und Chemietechnikstudium Teilhaber der väterlichen Zuckerfabrik J.J. Langen & Söhne und machte sich als Zuckerfabrikant, Erfinder und erfolgreicher Unternehmer (er erfand beispielsweise ein Schwebebahnsystem (Wuppertaler Schwebebahn) und war an der Erfindung des Ottomotors beteiligt; Mitgründer der Deutz AG) einen Namen. Eugen Langen war aber auch ein schon früh kolonialwirtschaftlich und kolonialpolitisch engagierter Unternehmer. Die väterliche Firma war an der Missionshandelsgesellschaft der Rheinischen Mission beteiligt. Langen selbst war ab 1891 Mitglied der Rheinischen Abteilung des Evangelischen Afrikavereins. 1883 gründete die väterliche Firma auf Initiative Eugen Langens ein eigenes überseeisches Unternehmen auf Timor und den Keyinseln, wo Kaffeepflanzungen, ein Sägewerk und eine Ölmühle betrieben wurden; das Unternehmen wurde vor Ort von Langens Neffen geleitet. Den Auftakt seiner öffentlichen Kolonialtätigkeit bildete eine Veranstaltung im Januar 1885, als es Langen gelang, den berühmten „Afrikaforscher“ Henry Morton Stanley, der sich zu dieser Zeit zur Afrika-Konferenz in Berlin aufhielt, nach Köln zu holen. Ab 1888 bis zu seinem Tod war Langen Vorsitzender der Lokalabteilung Köln der Deutschen Kolonialgesellschaft, die er mitgegründet hatte. Von 1889 bis 1893 war Eugen Langen zweiter stellvertretender Vorsitzender im „Antisklaverei-Lotterie-Komitee“ und 1891 bis 1895 Mitglied im Kolonialrat.

Langen war Vorstandsmitglied im 1881 gegründeten Westdeutschen Verein für Kolonisation und Export und im Direktionsrat der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, bei der er finanziell mit 30.000 Mark beteiligt war.

Insgesamt kann Eugen Langen als einer der wichtigsten kolonialpolitischen Interessenvertreter im Rheinland angesehen werden, für den die „koloniale Aufgabe“ nationale Pflicht war.

Georg Küppers-Loosen

Der Kölner „Weltreisende“ Georg Küppers-Loosen, der von Hause aus Kaufmann und später Landwirt war, unternahm Reisen in alle Weltteile, besonders in die Südsee, „zu deren besten Kennern man ihn rechnen durfte“, so der Redakteur der Kölnischen Zeitung Prosper Müllendorff in einem Nachruf Küppers-Loosens in der Deutschen Kolonialzeitung nach seinem Tod im Jahre 1910. Während seiner Reisen sammelte er Material für das Rautenstrauch-Joest-Museum und vermachte demselben nach seinem Tod seine umfangreiche Fotosammlung.

Küppers-Loosen war ständiges Mitglied der Kölner DKG-Abteilung und gehörte mindestens in den Jahren 1901, 1903 und 1906 deren Vorstand an. Darüber hinaus war er in der Kölner Abteilung sowie in der „Gesellschaft für Erdkunde“ ein gern gesehener Gast, um in Vorträgen über seine Reisen zu berichten.

Prosper Müllendorff

Der in Luxemburg geborenen Prosper Müllendorf (1854-1922) arbeitete zunächst als Schreiber in der Regierungsverwaltung und als Kammerstenograf. Ab 1884 war er gelegentlicher Mitarbeiter der Kölnischen Zeitung, deren Berichterstatter in Brüssel er 1886 wurde. Von 1893 bis 1922 arbeitete er in der Redaktion der Kölnischen Zeitung. Im Auftrag des Blattes war er 1898/99 in Westafrika (hauptsächlich Kamerun) und 1903/04 in Deutsch-Südwestafrika unterwegs, von wo aus er über die Ereignisse des Herero Krieges berichtete. Mitgebrachte Ethnographika von diesen Reisen vermachte er im Anschluss dem RJM.

Seine Artikel – häufig auch in der „Deutschen Kolonialzeitung“ – weisen ihn als einen kolonialen Propagandisten aus, der die Leserschaft vom Sinn und Nutzen des kolonialen Projekts überzeugen wollte. Er war ein beliebter und häufig angefragter Redner, den seine Vortragsreihen durch das gesamte Deutsche Reich, aber auch ins europäische Ausland führten. In Großbritannien warb er beispielsweise für das 1896 gegründete Kolonialwirtschaftliche Komitee. Sein koloniales Engagement zeigte sich auch als Vorstandsmitglied in der Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft.

1908 begleitete er die Expedition der Kölner Handelshochschule nach Ostafrika als Berichterstatter. Müllendorff verweilte für weitere Erkundungen länger als die Handelshochschüler auf dem Kontinent. Seine Erfahrungen schilderte er in dem 1910 erschienen Buch „Ost-Afrika im Aufstieg“.

Simon Alfred Freiherr von Oppenheim

Simon Alfred Freiherr von Oppenheim gehört zu den bekanntesten Kölner Bankiers und Kolonialunternehmern. Seine Bank, das Kölner Bankhaus Sal. Oppenheim jr. & Cie., hat sich mehr als andere Privatbanken am Kolonialgeschäft beteiligt. Oppenheim war nicht nur von 1897 bis zu dessen Auflösung 1908 Mitglied des Kolonialrats und Vorstandsmitglied der DKG-Abteilung Köln, sondern auch in zahlreichen anderen, hauptsächlich kolonialwirtschaftlichen Unternehmungen aktiv. Mit seinem Vetter, dem Diplomaten und Archäologen Max Freiherr von Oppenheim, gründete er die Rheinische Handei-Plantagen-Gesellschaft, die sich vor allem auf Kaffeeanbau in Deutsch-Ostafrika konzentrierte. Darüber hinaus war er Mitglied der Aufsichts- bzw. Verwaltungsräte der Deutschen Kolonialgesellschaft für Deutsch-Südwestafrika, der Deutsch-Ostafrikanischen Bank, der Deutsch-Ostafrikanischen-Gesellschaft, der Neu-Guinea-Kompagnie, der Deutsch-Asiatischen Bank, der Shantung-Bergbau-Gesellschaft und der Shantung-Eisenbahn-Gesellschaft AG. Ab 1910 war er in der Kölner Handelskammer tätig, von der er 1911 in die „Ständige Wirtschaftskommission der Kolonialverwaltung“ entsandt wurde.

Wilhelm von Recklinghausen jr.

Der Kölner Kaufmann Wilhelm von Recklinghausen jr. war Gründungsmitglied der Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft, die am 19.10.1888 im oberen Saal des Römers ins Leben gerufen wurde. Er führte 15 Jahre lang die Kasse der Abteilung und gehörte ihr danach als dritter Vorsitzender an, 1903 und 1906 hatte er das Amt des zweiten stellvertretenden Vorsitzenden inne. Er beteiligte sich außerdem finanziell an dem Denkmal für Hermann von Wissmann in Lauterberg/Harz. Anlässlich der 25-Jahrfeier der Kölner Abteilung wurde er aufgrund seiner ununterbrochenen Tätigkeit zum Ehrenmitglied ernannt.

Von Recklinghausen war darüber hinaus Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Schulvereins sowie Mitglied des Vorstandes des Alldeutschen Verbands und des Deutschen Ostmarkenvereins.

Franz Stollwerck & Söhne

Franz Stollwerck, gelernter Bäcker und Konditormeister, eröffnete 1839 seine erste Bäckerei in der Kölner Blindgasse (heute: Cäcilienstraße). Ab 1843 produzierte er Hustenbonbons, durch die er so berühmt wurde, dass er 1855 auf der Pariser Weltausstellung mit einer Medaille ausgezeichnet wurde und im Rheinland den Spitznamen „Kamelle-Napoleon“ erhielt. Für die Produktion der „Brustbonbons“ wurde zunächst Rohrzucker aus niederländischen Kolonien der Karibik, Südamerikas und des indischen Ozeans verwendet, ab den 1860er Jahren hauptsächlich Rübenzucker aus dem Kölner Umland. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts spezialisierte sich das Unternehmen auf die Schokoladenproduktion, die mit der Industrialisierung zum allgemeinen Konsumgut wurde. Seine insgesamt 5 Söhne (Albert Nikolaus, Peter Joseph, Heinrich, Ludwig und Carl) drängten auf eine Beteiligung an seinem florierenden Schokoladengeschäft und so wurde das Unternehmen 1869 in die „Franz Stollwerk & Söhne GmbH“ umformiert. Nach dem Tod von Franz Stollwerck gründeten seine Söhne 1876 die „Gebrüder Stollwerck“ und vermarkteten die mittlerweile international bekannten Produkte erfolgreich weiter.

Für die Schokoladenindustrie spielten die Kolonien eine wichtige Rolle, da sie den für die Produktion wichtigen Rohstoff Kakao lieferten. Die Firma Stollwerck bezog ihren Kakao hierfür u.a. aus westafrikanischen Kolonien, auch aus der deutschen Kolonie Kamerun. Die einheimische Bevölkerung wurde in ausbeuterischen und gewaltvollen Arbeitsverhältnissen zwangsverpflichtet.

Das Unternehmen Stollwerck unterstützte durch eine Mitgliedschaft in der Deutschen Kolonialgesellschaft koloniale Projekte finanziell oder war in beratender Tätigkeit (Stollwerck erstellte beispielsweise für das Kolonialwissenschaftliche Komitee Gutachten über verschiedene Kakao-Sorten) für das „koloniale Projekt“ tätig. Peter Joseph Stollwerck war außerdem von 1903 bis zu seinem Tod 1906 Mitglied des Aufsichtsrates der Safata-Samoa-Gesellschaft, die Kakao- und Kokospalmenpflanzungen auf Samoa betrieb. Auch stellte das Unternehmen auf der Kolonialausstellung, die 1934 in der Kölner Messe stattfand aus. Auf den beliebten Sammelbildchen der Firma Stollwerck wurde ein romantisches, realitätsfernes Bild der Lebensverhältnisse der Bevölkerung in den Kolonien vermittelt.

Franz Thorbecke

Franz Thorbecke (*08.11.1875, †12.08.1945) war von 1916 bis 1942 als Professor am Geographischen Institut der Kölner Handelshochschule und späteren Universität zu Köln tätig. Er steht wie kaum ein anderer Kölner Wissenschaftler für den engen Zusammenhang von Kolonialismus und Wissenschaft. Inspiriert durch seine Expeditionen nach Kamerun (1907/08 im Auftrag des Reichskolonialamts mit seinem Kollegen Kurt Hassert und 1911 bis 1913 im Auftrag der Deutschen Kolonialgesellschaft) sah er die deutschen Kolonien als sein Arbeitsgebiet an und wollte durch seine Forschungen das „koloniale Projekt“ vorantreiben und den wissenschaftlichen Nachwuchs dafür begeistern. Sein Engagement zeigt sich sowohl in zahlreichen prokolonialen Publikationen (z.B. 1928 „Die deutschen Kolonien als Arbeitsfeld des Akademikers“) als auch in seinen kolonialgeographischen Vorlesungen. Auch nach dem Verlust der deutschen Kolonien trat er im akademischen Bereich wie auch in der Öffentlichkeit als unermüdlicher „Werber“ für die Rückgewinnung der Kolonien auf. Der Rektor der Universität zu Köln beauftragte ihn daraufhin 1936, die Universität in allen kolonialen Fragen und Interessen zu vertreten. Außerdem wurde er in den Kolonialgeographischen Ausschuss des Reichsforschungsrates berufen und erhielt zahlreiche Vorträge auf Einladung des Reichskolonialbundes und des kolonialpolitischen Amtes der NSDAP.

Kurt Wiedenfeld

Kurt August Bernhard Julius Wiedenfeld (*30.09.1871 † 26.12.1955 in Friedrichsbrunn/Harz) studierte Staats- und Rechtswissenschaften in Berlin, Lausanne, Leipzig und München. Von 1903 bis 1904 nahm er eine Professur an der Akademie Posen an, bevor er von 1904 bis 1914 an der Handelshochschule Köln als Professor für Wirtschaftswissenschaften tätig war. Er behandelte in seinen Vorlesungen regelmäßig kolonialwirtschaftliche Fragestellungen und machte sich durch prokoloniale Veröffentlichungen (z.B. 1915 „Der Sinn deutschen Kolonialbesitzes“) in Kolonialkreisen und Wissenschaft einen Namen. Wiedenfeld nahm 1908 an der Afrika-Expedition der Handelshochschule teil, berichtete anschließend in Vortragsveranstaltungen der Lokalabteilung Köln der Deutschen Kolonialgesellschaft über seine Erlebnisse und verfasste einen ausführlichen Bericht in der Deutschen Kolonialzeitung über diese Reise. Darüber hinaus engagierte er sich in seiner Zeit in Köln sehr aktiv in der Kolonialpolitik, was 1908 in seine Wahl zunächst in den Vorstand der DKG-Abteilung Köln und 1909 in seine Ernennung zum Vorsitzenden mündete. Auf Wiedenfelds Initiative wurde im der Handelshochschule angegliederten „Museum für Handel und Industrie“ eine eigene Kolonialabteilung eingerichtet.

1914 wechselte Wiedenfeld an den Lehrstuhl für wirtschaftliche Staatswissenschaft an die Universität Halle, wo er bis 1918 tätig war, bevor er von 1923 bis 1936 als Professor für Nationalökonomie an der Universität Leipzig lehrte.

 

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Letzte Aktualisierung am: 20.11.2023