Köln Postkolonial

Die Themen:

Presse

Express, Sonderveröffentlichung, 14.8.2008

Kolonialgebiete

Afrika im Veedel

Eine Erinnerung an ein unrühmliches Kapitel deutscher Geschichte: Im Nippeser Afrika-Viertel, das im Norden zwischen Neusser und Niehler Straße liegt, sind sechs Straßen nach ehemaligen deutschen Kolonialgebieten benannt. Für viele ein Stein des Anstoßes.

Rückblende: Nach dem Ersten Weltkrieg musste Deutschland seine Kolonien abgeben. Zu Beginn der 30er Jahre entstand eine neokoloniale-Bewegung. Immer häufiger wurde die Rückgabe der Gebiete gefordert. In diesem Klima wurden 1935 sechs Straßen in einem neuen Nippeser Wohngebiet getauft.

Mit Kamerun und Togo wurden zwei Straßen nach ehemaligen Kolonien benannt. Die Tangastraße auf eine Stadt in Afrika, wo die preußische Armee die Briten besiegte. Gustav Nachtigal, nach dem auch eine Straße benannt ist, war im 19. Jahrhundert maßgeblich an der deutschen Kolonial-Politik mitwirkte.

Immer wieder gab es in den letzten Jahrzehnten Diskussionen darüber, ob es in Ordnung ist, die deutsche Kolonialzeit derart zu würdigen. Und so wurden 1990 die Carl-Peters- und die Lüderitzstraße umbenannt in Kamerun- und Usambarastraße. Wobei: Erst später fiel auf, dass Lüderitz im heutigen Namibia aktiv war und Carl Peters im heutigen Tansania, in dessen Nordosten die Usambara-Berge liegen.

Der Verein Kopfwelten will sich jetzt dafür starkmachen, dass alle Straße umbenannt werden. „Denn viele der Stereotypen über Afrika und seine Bewohner stammen noch aus der Kolonialzeit“, so die Vorsitzende Marianne Bechhaus-Gerst. „Man kann davon ausgehen, dass, solange sich die Bilder in den Köpfen der Menschen nicht verändern, auch der latente oder offene Rassismus gegen Menschen mit schwarzer Hautfarbe nicht verschwinden wird.“ Ab Ende November läuft im Stadtmuseum die Ausstellung „Köln Postkolonial“, die sich unter anderem auch mit diesem Thema beschäftigt.

 

kp

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Letzte Aktualisierung am: 15.08.2008